Schlachterei Silberberg/Grimm

1901 erbaut - Bahnhofstraße 27

Dieses Gebäude wurde im Jahr 1901 von der jüdischen Familie Silberberg errichtet. Die Silberbergs führten hier über Jahrzehnte ein angesehenes Fleischerei-Fachgeschäft. Kurgästen wurde hier Mittag- und Abendessen angeboten – ein hebräischer Schriftzug hinter der Speisekarte, „Koscher“, wies darauf hin, dass die in der Tora vorgegebenen Speisefolgen und das Schlachten eingehalten wurden.

Im Verlauf der Judenboykotte geriet der damalige Eigentümer Alfred Silberberg Anfang der 1930er Jahre ins Visier nationalsozialistischer Hetz-Kampagnen, die Silberberg gezielt denunzierten. Die Denunziation in Form einer Schmähschrift umschloss einen Teil des Bad Rothenfelder Kundenstammes Silberbergs, der ihm Loyalität und Rückhalt entgegenbrachte.

Aufgelistet waren namhafte Bad Rothenfelder Bürgerinnen und Bürger, sowie Vereine und Institutionen aus dem Ort. Diese von der Osnabrücker NSDAP veröffentlichte Schmähschrift wurde während einer Kundgebung der Nationalsozialisten vor dem Platz des deutschen Hauses verlesen und dann an die im Blatt benannten Haushalte verteilt. Ferner wurde sie öffentlich in den sogenannten „Stürmerkästen“ von Bad Rothenfelde und den Nachbargemeinden – auch im Altkreis Halle – ausgehängt.

 Als der Druck zu groß wurde, verkaufte Alfred Silberberg 1936 seinen Grundbesitz mitsamt allem Geschäftsinventar an den Wattenscheider Schlachtermeister Christoph Grimm junior. und emigrierte mit seiner Familie in die USA.

Familie Grimm übernahm das Fleischerei-Fachgeschäft und baute es 1960 zu einem Wohn- und Geschäftshaus in seiner heutigen Form um. - Heute ist das Gebäude immer noch im Familienbesitz.

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